Wie entsteht der Kaffeepreis?
Wie kommt er zustande – wer verdient wie viel am Kaffee?
Der Kaffeepreis
Einen alles umfassenden Kaffeepreis gibt es nicht. Ähnlich wie es bei Wein oder Schokolade ist, wird auch der Kaffee ganz individuell nach seiner Qualität beurteilt und entsprechend bepreist. Was hinlänglich als Weltmarktpreis bezeichnet wird, ist lediglich ein Durchschnittspreis aus den häufigsten gehandelten Sorten. Dieser Preis – auch Composite Indicator Price genannt – wird von der ICO (International Coffee Organization) festgelegt. Er dient als Basis, oder auch Richtwert, an dem sich die Handelspartner orientieren. Unterschiedliche Qualitäten, Verarbeitungsprozesse, Herkunftsländer, Lagen usw. machen Kaffee zu einem sehr individuellen Produkt, welches sich nicht in ein enges Preisgefüge hinein zwängen lässt. Kaffee ist eben doch nicht gleich Kaffee – ebenso ist Wein nicht gleich Wein – und Schokolade nicht gleich Schokolade. Viele Faktoren spielen bei seiner Preisbildung eine Rolle.
Spezialitätenkaffee & Co.
Eine Preisfindung dieser Art kommt für Spezialitäten, Lagen und Plantagenkaffee nicht zum Tragen. Da diese nicht in den erforderlichen Mengen verfügbar sind. Die Röster hochwertiger Kaffees unterhalten deshalb oft enge direkte Beziehungen zu den Produzenten, um die gewünschten Qualitäten zu bekommen. Die Preisfindung bei diesen Geschäften hat nichts mehr mit den Weltmarktpreisen zu tun. Allerdings ist es den Röstern dadurch auch möglich, den Erzeugern direkt mehr Geld für die gewünschten Rohkaffees zu zahlen, was dem fair Trade Gedanken deutlich näherkommt, als das fair Trade Siegel wodurch der Kaffee zwar für den Endverbraucher teurer wird, die Erzeuger aber nur wenig, wenn überhaupt etwas von haben.
Schwankungen der Kaffeepreise
Schaut man einmal zurück auf die Kaffeepreise der letzten 40 Jahre, wird dies recht deutlich. So war der ICO-Indicator Price beispielsweise in den Jahren 2001/2002 nicht höher als Ende der 1960er Jahre, Ende der 1970er Jahre aber fast 5-mal so hoch. Im Jahre 2008 herrschte ein Preisniveau wie auch schon Anfang der 1980er und Mitte der 1990er Jahre. Gemessen an der Kaufkraft in den Konsumentenländern sind die Standardkaffeequalitäten sogar günstiger geworden.
Die Wertschöpfungskette
Der Kaffee gewinnt von Arbeitsschritt zu Arbeitsschritt an Wert. Dies beginnt bereits beim Anbau und geht letztlich bis in die Rösterei, wo der Kaffee letztlich dem Endverbraucher zum Kauf angeboten wird. Bereits in den Anbauländern fallen Kosten für Transport, Aufbereitung, Sortierung, Verpackung, Lagerung und Finanzierung an. Hinzu kommen natürlich auch noch nationale Abgaben und Exportsteuern. Diese wollen letztlich alle bezahlt werden und das erhöht letztlich den Wert des Kaffees.
Um den Kaffee in die Verbraucherländer zu bekommen, fallen weitere Transportkosten und Hafengebühren an. Dort angekommen reißt die Kette der Kosten aber nicht ab. Denn dort fallen weitere Kosten für Einlagerung, Qualitätskontrollen, Probenverwaltung, Zölle sowie für den Transport zu den Röstern an, welche den Wert des Rohkaffees weiter erhöhen.
In den Stufen Röstung, Groß- und Einzelhandel entsteht die größte Wertsteigerung am Endprodukt. Mit den Margen dieser Stufen werden Verarbeitung, Verpackung, Transporte, Vertrieb, Werbung, Lagerung und Finanzierung bezahlt. Speziell in Deutschland ist aber auch der Staat ordentlich am Endpreis beteiligt. Für jedes Kilo Röstkaffee kassiert er nämlich Kaffeesteuer – stolze EUR 2,19 pro Kilo, selbstverständlich zuzüglich Mehrwertsteuer.
Wer verdient wie viel am Kaffee?
Mit der Produktion, Ernte, Verarbeitung, Transport und Handel mit Kaffee verdienen rund 100 Millionen Menschen weltweit ihren Lebensunterhalt. Legt man den Weltmarktpreis zugrunde und betrachte die prozentuale Verteilung der Anteile, dann stellt sich das wie folgt dar: Rund 5,1% erhalten die Arbeiter und Bauern, ca. 8,5% geht an die Plantagen Besitzer, 17,8% teilen sich Händler und Röster, 23,7% erhält der Einzelhandel und den Löwenanteil von 44,9% werden für Transport, Steuern und Zölle fällig.
Deutschland ist eines der ganz wenigen Länder in der EU, die eine Kaffeesteuer erheben. In Deutschland liegt der Steuersatz bei 2,19 Euro pro kg geröstetem Kaffee und bei 4,78 Euro pro kg löslichem Kaffee. Betrachtet man dazu einmal die Kaffeepreise der Supermärkte und zeiht davon nur einmal die Kaffeesteuern ab, kann man sich vorstellen, wie wenig letztlich der Bauer und Plantagenarbeiter von einem Kilogramm Kaffee erhält. Daran ändern auch die “Fair Trade Siegel” nicht wirklich etwas. Diese Kaffees sind meistens etwas teurer, aber sie verschlingen enorm viel Geld, durch ihre Verwaltung, Kontrollen, Markenrechte, usw., sodass letztlich beim Bauern nichts, oder nur wenige Cent ankommen.
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